31.10.2016   

Zum Sport

Autor: Karl Heinz Schwoch

Vorwort:
In unserer Chronik "Geschichte eines Dorfes" ist der Sport nicht zusammenhängend dargestellt.
Eine Sportchronik ist bereits geschrieben. Sie ist nicht veröffentlicht. Siegfried Drews, genannt Flitzer, hatte mir einige Unterlagen gegeben.
Ich möchte möglichst einen geschlossenen Überblick über den einstigen und noch vorhandenen Sport geben.
Auch hier stellt sich die Frage, muss man alles aufschreiben?
Ein kleiner historischer Blick in die Zeit vor mehr als 100 Jahren und die nun zurückliegenden 50 Jahre sind beschrieben.

Dieses Heft wird sicher bei den Zeitzeugen und ehemaligen Sportakteuren Erinnerungen wecken und zur Nachdenklichkeit anregen.
Wesentliche Teile der vorhandenen Sportchronik, erstellt von Frau Hannelore Hoffmann, sind übernommen,

Ortschronist KH Schwoch im Oktober 2016

Sportgruppe im Gemeindezentrum Erste Fußballmannschaft Schwarz/Weiß

Ist uns in Altranft der Sport verloren gegangen?
Der Sport war immer ein Mittel, um auf äußerst sinnvolle Art Menschen zusammen zu bringen. Der Sport war in unserer Gemeinde regelrecht verankert.
In unserer Gemeinde waren die einzelnen Sportaktivitäten ein Teil des Lebensstils. Einige historische Zeitungsinserate und kleine Berichte aus der Oberbarnimer Zeitung und Kreisanzeitger belegen diese Behauptung. Sie zeugen von der Möglichkeit von Kegelbillard in der Gaststätte C. Lange im März 1875 (Gaststätte neben der Turnhalle an der Alten Heerstraße) bzw. von der Bildung eines Radfahrer-Vereins. Belegt ist, dass 14 Mitglieder den Verein bildeten. Das war 1898. Vereinslokal war des Gasthaus zum Goldenen Hufeisen. Dieser Verein war sehr aktiv.
Ein Inserat vom 9. März 1902 belegt, dass ein weiterer Radfahrer - Verein neben dem schon exisiterenden Radfahrer - Verein "Komet" gebildet war. Der Radfahrer - Verein "Einigkeit" veranstaltete das 4. Stiftungsfest 1910 im Saal Hermann Lange (wieder ehemalige Turnhalle in der Alten Heerstraße).
Im Oktober 1928 gibt es einen kleinen Bericht über Fußball. Der Männer - Turn - Verein zu Alt - Ranft war bereits um 1920 aktiv.

Hartmut Raeck hat in gro0er Fleißarbeit relevante Ereignisse aus der Oberbarnimer Zeitung herausgesucht.

Bereits 1948, Seite 49 der Dorfchronik, wurde der Sportverein "Schwarz - Weiß" Altranft gegründet. 14 Gründungsmitglieder sind bekannt. 2 Fußballmannschaften bildeten den Anfang einer Jahrzehnte langen Sporttradition.
Einen neuen Anschub erhielt der Sportverein in den Jahren 1950/51. Der Sportverein schloss sich der neu gegründeten Maschinen - Ausleihstation an. Einen neuen Namen gab es. BSG Traktor Altranft. Erstmalig mit Vereinsemblem und einheitlicher Sportkleidung und einer relativ gesicherten Finanzierung.

Zitat von Joachim Ringelnatz:
"Sport stärkt die Arme, Rumpf und Beine
kürzt die öde Zeit
und er schützt uns durch Vereine
vor der Einsamkeit."


In unserer Chronik ist der Sport nicht zusammenhängend dargestellt.
Siegfried Drews, genannt Flitzer, hat mir einige Unterlagen aus der kleinen Sportchronik überlassen. Von allen Sportarten, die es in Altranft gab, dominierte der Fußballsport. Diese Sektion hatte die meisten Anhänger und langjährige Fans. Es gab zur Hochzeit des Sports in Altranft 2 Fußball - Männermannschaften, eine Alte-Herren-Mannschaft und 6 Jugend- und Nachwuchsmannschaften. Eine kurze Zeit formierte sich sogar eine Frauenfußballmannschaft. Sie löste sich aber bald wieder auf. Eine Traditionsmannschaft Ü60 vervollständige diese Sportabteilung.

Um 1950 war auch das Handballspiel präsent. Es gab eine Damen- und eine Männermannschaft.
Eine Sektion Schach unter Leitung des großen Sportfreundes Fritz Habedank und eine Sektion Billard mit vier Wettkampfmannschaften, eine Tischtennisgruppe, eine Gymnastikgruppe und eine Radsportgruppe zeugen von der großen Sportbegeisterung im Dorf.

Im Jahr 1989 bestand der Sportverein 50 Jahre.
Ich möchte aus der Ansprache zu diesem Jubiläum, 50. Jahrestag der Gründung des Sport - Vereins Altranft 1998 einige Absätze wiedergeben. Ich bin der Meinung, dass diese Festrede unsere Sportvergangenheit sehr gut wieder gibt.

Hier ein kleiner Rückblick in die Sportvergangenheit unseres Ortes. Zu Beginn wurde ein Zitat aus der Normandie als sogenannter Leitspruch des Vereins wiedergegeben.

"Wenn Du einmal Erfolg hast, kann das Zufall sein.
Wenn Du zweimal Erfolg hast, kann das Glück sein.
Wenn Du dreimal Erfolg hast, so ist das Fleiß und Tüchtigkeit."

50 Jahre, so sagt der Volksmund, ist mehr als ein halbes Leben. Da fällt es schon schwer, sich an alle Abschnitte genau zu erinnern oder die Zeit nachzuvollziehen, wenn kein Chronist zur Schreibmaschine gegriffen hat.
Ebenso wichtig ist, dass es Menschen gab, die in und für den Verein in guten wie in weniger guten Zeiten unermüdlich tätig waren und der schönsten Nebensache der Welt - dem Sport - ihr Herz schenkten.

Auf dem alten Sportplatz, jetzt Lidl Die Frauenhandballmannschaft

1990 wurde der traditionsreiche Sportverein abgewickelt.
Aber nicht mit uns dachten 28 Fußballfans und bildeten mit 48 DM in der Vereinskasse den neuen "Fusballsportverein Altranft 90 e.V.".
Eine neue Situation war entstanden. Es gab keinen Trägerbetrieb. Sponsoren wurden noch nicht gefunden und staatliche Unterstützung und Förderung blieb aus.
1998, 8 Jahre nach der Neugründung, hatte der Verein in der Abteilung Fußball 2 Herrenmannschaften und wie schon erwähnt 6 Nachwuchsmannschaften.
Festzuhalten ist, dass trotz großem Einsatz vieler Sportler und Fans an die einstige Größe der Sportbewegung nicht mehr angeschlossen werden konnte.
In der Festrede erinnert der damalige Vereinsvorsitzende Sportfreund Frank Poggemüller an die Anfangsschwierigkeiten und an die kleinen Fortschritte sowie an die Gründungsmitglieder des Vereins.
So war die erste Kluft der 1. Mannschaft 1948 ein hellblaues Turnhemd. Turnhosen wurden nicht gestellt, so hatte jeder seine eigene Turnhose, egal welche Farbe sie hatte. Mit den Fußballschuhen war es ähnlich. Wer keine hatte spielte mit seinen eigenen hohen Schuhen. Ein Paar Fußballschuhe kosteten 1950 ca. 400 M.
Der Verein finanzierte sich durch Theaterspiele, Maskenbälle und kleine Tanzveranstaltungen. Einen Trägerbetrieb oder Sponsoren gab es noch nicht. Das nur mal so nebenbei.
Nach den schweren Anfängen ging es in allen Lebensbereichen, so auch im Sport, nur in ganz kleinen Schritten bergauf.
Sportfreunde und Akteure der 1. Stunde waren die Sportfreunde Karl Schwan, Paul Qusdorf, Leopold Bürger, Gerhard Schliericke, Gerhard Stein, Walter Buttler, Horst Stahr, Günter Bürger, Hermann Weber, Karl Krüger, Günter Papenfuß, Willi Eisermann, Willi Stein.
Feste Größen in der Fangemeinde waren die damals schon sehr betagten Sportfreunde Paul Quasdorf, Albert BBürger, Willi Müller, Max Papenfuß und Willi Stein.
Einen merklichen Aufschwung im Sport brachte die Angliederung des Vereins an die damals neu gegründete Maschinen - Auslei - Station (MAS). Bedeutsam war, dass der Ort Altranft zu dieser Zeit 1947/48 ca. 1026 Einwohner hatte. Es gab etwa 800 Bürger, die als Aktive und Passive den Sport unterstützten.

Das Jahr 2000 war das sportliche Aus in Altranft. Die Kegelbillardspieler sind noch sehr aktiv. Sie haben ihre Sportstätte im Gebäude des KIndergartens. Es gibt zwei Angelvereine mit ca. 40 Mitgliedern, nicht alle Angelsportler sind aus Altranft. Einige wenige Jugendliche nehmen Reitstunden auf dem Pferdehof Groth und bei Christoph Nickel. In der jüngsten Vergangenheit waren einige Einwohner Mitglied im Schießsportverein Bad Freienwalde. Aus Gesundheits- und Altersgründen sind aber auch einige Mitglieder ausgetreten. Gegenwärtig sind noch 4 Einwohner aktive Sportschützen.

Zitat von Alexander von Mitscherlich:
"Es geht ein brüderlicher Zug durch allen Sport:
Je mehr Sport, desto bedeutungsvoller ist seine sozialisierende Funktion, das heißt seine Mitwirkung daran,
das Leben dieser Gesellschaft erträglicher zu machen."

Erfreulich ist, dass sich der Seniorensport 2003 gründete und entwickelte. Seit dieser Zeit gehören durchschnittlich 20 Frauen und Männer dieser aktven Sportgruppe an.
Der damalige Ortsvorsteher Konrad Köpke rief zur Bildung dieser Seniorensportgruppe auf. Aus versicherungstechnischen Gründen ist ein finanzieller Beitrag zu entrichten. Sportlich angeleitet werden die Senioren von einem Übungsleiter. Herr Jänsch übernahm diese Aufgabe. Leider ist er zu früh verstorben. Weitere Übungsleiter waren Ronny Barth und gegenwärtig ist Heiko Schulz zuständig. Frau Ebel leitete die Sportgruppe, ihre Stellvertreterin war Frau Schwoch. Gegenwärtig ist Isa David die Gruppenleiterin. Wöchentlich findet sich die Sportgruppe im Gemeindezentrum zu sportlichen Aktivitäten zusammen. Jährlich finden 2 gesellige Zusammenkünfte statt.

Fragen wir uns mal nach den Gründen, nach dem Warum und Weshalb der Sport in Altranft fast ausgestorben ist. Hierauf schlüssig zu antworten ist nicht leicht. Ich will aber einige Aspekte heranziehen. Mit der Wende 1990/91 entstand ein wirtschaftlicher und demografischer Wandel vor allem im ländlichen Raum. In den letzten Jahrzehnten änderten sich die Arbeitswelt und die Familienstrukturen. Eine Alterung der Dorfbewohner ist unübersehbar. Die Infrastruktur entwickelte sich überwiegend in den großen Orten. Große Defizite entstanden durch das Wegbrechen von Betrieben und Sponsoren. Wenn auch in unserem Dorf eine beachtliche Zahl von Eigenheimen gebaut wurde und viele junge Leute zugezogen sind, so fehlt doch der alltägliche Kontakt zu den Nachbarn. Die soziale Zusammengehörigkeit ist noch ausbaufähig und wird sich noch entwickeln.
Eine große Rolle spielen die Arbeitsbedingungen. 10 bis 14 Stunden sind oft gerade die jüngeren Dorfbewohner außerhalb tätig und unterwegs. Die Schließung der Schule trug auch dazu bei, dass junge Menschen in anderen Vereinen Sport treiben. Es gibt einen Schriftsatz zum Schulsport von Klaus-Dieter Ganzer.
Ein gewisses Engagement für das Gemeinwesen muss sich aber noch entwickeln.

Liebe Leser, sicher gibt es noch einige Aspekte, die man nennen könnte; aber trotz positiver Einstellung zum Sport fällt es schwer, eine sportliche Zukunft für unser Dorf voraus zusagen.
Es war mir wichtig, den einstigen sportlichen Anteil an unserer Dorfentwicklung in einem kleinen zusammenhängenden Beitrag zu erzählen.
Zusammengefasst vom Ortschronisten KH Schwoch im Oktober 2016.

Nachsatz:
Im August 2015 löste sich der Billard-Kegelverein auf.
Der Schriftsatz wurde im Februar 2017 ergänzt.

 
Die ältesten Fans: Paul Quasdorf, Willi Müller, Albert Bürger Sport im Gemeindezentrum
Anlage 1 herunterladen...
Zurück zur Übersicht...