11.03.2013
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Der Schrottplatz auf dem Güterbahnhof in AltranftAutor: Karl - Heinz Schwoch, aufgeschrieben nach Erzählungen von Horst und Lore Jäckel und Edeltraut Hoffmann |
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Der Schrottplatz in Altranft wurde 1958-59 auf dem Gelände des Güterbahnhofs Altranft angelegt. Es war im damaligen Altkreis der größte Schrottplatz. Er lag nicht in Sichtweite der Dorfbewohner, war aber gut zu erreichen. Die An und Abfahrt zum Schrottplatz war problemlos. Das vorhandene Bahngleis ermöglichte eine Verladung auf Güterwagen der Bahn. Einen ähnlichen Schrottplatz gab es noch am Bahnhof Schulzendorf. Er hatte aber nicht die Größe wie der Altranfter Platz.
Anfänglich waren ein LKW Fahrer mit LKW und ein Lagerarbeiter aus Eberswalde dort tätig. Sie kamen täglich mit dem LKW aus Eberswalde. Üblich war, dass sie Schrott sammelten, aber auch direkt auf den Platz Schrott in jeder Menge und Sorten entgegen nahmen. In dieser Zeit gab es überall in den Betrieben, Firmen, den LPG und privaten Höfen Unmengen von Schrott. Schrott wurde immer mehr zu einem Wirtschaftsfaktor und wurde gut bezahlt. Es lohnte sich für die Betriebe und einzelnen Sammlern.
Die Preise lagen für eine Tonne Eisenschrott bei 120,00 Mark. Das Kilo Kupferschrott und Messing brachte 2,50 Mark. Für Alu-Schrott gab es 0,90 Mark. Zink u.a. Bundmetalle brachten 1,60 Mark pro Kilo. Der gesamte Schrott wurde per Bahn und LKW nach Eberswalde oder Finowfurt verfrachtet.
Durchschnittlich lagerte um 100 Tonnen Schrott in Form einer Schrottmiete.
Am gesteigerten Schrottaufkommen konnte auch die fortschreitende technische Entwicklung in den Betrieben und Genossenschaften festgestellt werden. Alte und nicht mehr zeitgemäße Maschinen und Geräte wurden durch neue leistungsfähige Technik ersetzt.
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Edeltraut Hoffmann
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Lore und Horst Jäckel |
Nun zu unseren 3 Dorfbewohner, die fast ihr ganzen Arbeitsleben dort tätig waren. Edeltraud Hoffmann wollte in der Winterzeit 1959 als Aushilfe einen Zuverdienst erlangen. Sie hat bis dieser Zeit bei ihren Eltern auf der Siedlung - sie waren Neubauern - mit gearbeitet. Die Eltern traten der LPG bei. Edeltraud hat es auf den Schrottplatz gefallen und sie wurde auch gebraucht. Sie war eine robust wirkende, hilfsbereite Kollegin. Sie blieb dort bis zu ihrer Berentung 1990, das sind 30 Arbeitsjahre zwischen Schrott und altem Eisen. Sie selbst zählt sich aber noch nicht zum alten Eisen auch wenn sie heute 78 Jahre zählt. Sie sagt aber auch, dass der Zahn der Zeit und etwas Rost körperlich unübersehbar sind.
Etwas später kam Lore Jäckel als Kollegin hinzu. Sie war vor allem für den Ankauf der Bundmetalle zuständig. Diese etwas teuren Schrottsorten wurden extra gelagert und unter Verschluss gehalten. Frau Jäckel war eine offene und in ihrer Art deutliche und gewissenhafte Mitarbeiterin, die den Mund am rechten Fleck hat. Kleinere Schrottmengen wurden an den Sammler direkt bezahlt. Für größere Mengen wurde eine Quittung ausgestellt. Das Geld erhielt der Sammler von der Zentrale aus Eberswalde.
Es gab auch nachdenkliche Ereignisse. So wurden uns von einem privaten Sammler Teile eines Zinksarges geliefert. Das stellte sich aber erst später heraus. Da wird man schon stutzig. Es dauerte nicht lange und die Kriminalpolizei kam, den Fall zu untersuchen. „Wir hatten diese Sammlung nicht den Behörden gemeldet. Es bestand für uns kein Grund, war doch auf den ersten Blick nicht zu erkennen, dass dieser Zinkschrott mal ein Sarg war. Was das für Folgen für den Sammler hatte ist nicht bekannt. Wir erfuhren aber, dass dieser Sarg aus einem Grab in Sonnenburg stammte. Regelmäßig hatten wir einen Sammler, der kleinste Mengen jeglicher Schrottart brachte. Seine Personalausweisnummer wussten wir schon auswendig. Die Personalausweisnummer wurde notiert. Es war notwendig, gab es auch damals schon Schrottdiebstähle. Dieser fleißige Sammler lief nach Auszahlung, oft nur eine sehr kleine Summe, zum Konsum und kaufte sich seinen Alkohol. Wir sahen ihn gelegentlich zwischen den Straßenbauelementen, sie lagerten gleich hinter unseren Schrottplatz, die Flasche (natürlich Alkohol) leeren. Nicht nur einmal mussten wir ihn volltrunken von den Bahngleisen herunter ziehen.
An den Wochenenden kamen häufig illegale Kunden. Sie suchten im Schrott Gegenstände die sich für Basteleien eigneten. Meistens fanden sie was sie suchten. In einigen Fällen schritten wir energisch ein. Irgendwie war es doch Diebstahl.
Wenn wir gefragt wurden und sagten was sie suchten konnten wir oft einen Hinweis geben, was wir auch des Öfteren taten. Wir duldeten die Suche und die Mitnahme des gefundenen Teils.“
Horst Jäckel kam als letzter hinzu. Er ist heute 80 Jahre. 31 Jahre war er der eigentliche Herr des Platzes. Rechtlich war aber ein Brigadier, es war der Kraftfahrer der Zentrale in Eberswalde, zu ständig. Horst übte diese Funktion erst in den 70er Jahren aus. Horst ist gelernter Elektriker und hat 12 Jahre in der Firma seines Vaters gearbeitet. Mit der Schließung der Firma stieg Horst im Schrottgeschäft ein. Horst Jäckel war eine Institution auf den Schrottplatz. Er war recht wortkarg und etwas knurrig, strahlte aber eine ruhige Gemütlichkeit aus.
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Nun zum Arbeitsablauf auf den Schrottplatz. „Vier sich immer wiederholende Tätigkeiten waren Schrott zu sammeln, Schrott sortieren nach Art und Sorte, Schrott zerlegen und verladen. Gesammelt wurde Schrott durch uns, auf unseren LKW verladen und wir brachten die Fuhre zum Schrottplatz. Die größeren Firmen und Betriebe fuhren wir regelmäßig an. Es gab eigentlich immer eine reichliche Schrottmenge abzufahren. Die größten Betriebe waren in Wriezen der Kreisbetrieb für Landtechnik (KfL), das Landwirtschaftliche Instandsetzungswerk (LIW), die Reichsbahn Wriezen, die Landwirtschaftlichen –Produktionsgenossenschaften (LPG) des Kreises und die Schiffswerft Oderberg. Zu gewissen Zeiten gab es in den Gemeinden Sammelaktionen. Auf Bestellung sind wir dann zu den Sammelpunkten gefahren und haben vor Ort unseren LKW, oft in Handarbeit, beladen. Am Schrottplatz angekommen wurde entladen. Die Sortierung begann. Hochwertiges Altmetall wurde heraus sortiert. Eine oft sehr schwierige Arbeit war das zerschneiden größerer Geräteteile. In der ersten Zeit hatten wir dafür einen Karbidschneidbrenner- sogenannter Entwickler-, später wurde Propangas und Sauerstoff benutzt. Die Verladung der nun Hochofengerecht geschnittene Schrottmengen in Güterwagons der Reichsbahn stand an. Gelegentlich fuhren wir auch mit dem LKW einige Fuhren nach Eberswalde. Es war stets eine sehr schwere Arbeit. Die Reichsbahn stellte meistens an den Wochenenden Waggons zur Verfügung. Wir hatten für die Verladung selten Hebetechnik. Handarbeit war angesagt. Die Bahn legte Termine für die Beladung fest. Wir hatten selten mehr als 4-5 Stunden Zeit für die Beladung der bereitgestellten Waggons. Durch gute Zusammenarbeit mit den örtlichen Organen und Betrieben bekamen wir gelegentlich einen Kran bereitgestellt. Erschwert war unsere Arbeit im Winter durch Schnee und Eis. Schneeräumen, bevor es auf den Platz losging, war oft die erste Tätigkeit. Uns stand ein Bauwagen zur Verfügung. Hier machten wir unsere Pausen, aßen und erledigten den notwendigen Schriftkram.
Eine Toilettenanlage gab es nicht. Jäckels Grundstück war aber in unmittelbarer Nähe. Unfälle oder größere körperliche Schäden gab es nicht. Es kam vor, dass man sich mal einen Finger klemmte, kleine Hautrisse gab es auch. In der ersten Zeit hatten wir kaum Arbeitsschutzbekleidung. Geeignetes Schuhwerk und Handschuhe waren aber vorhanden. Später war sogar Helmpflicht angesagt.
Unser Verdienst war nur durchschnittlich. Monatlich 350.Mark, später stieg unser Gehalt bis auf 800 Mark.
Horst Jäckel, seine Ehefrau Lore Jäckel und Edeltraud Hoffmann beendeten ihre Tätigkeit 1990 nach 31 Jahren im Umgang mit Altmetall. Der Schrottplatz wurde aufgelöst.
Edeltraut Hoffmann ist am 04.09.2015 nach längerer Krankheit im Alter von 80 Jahren verstorben.
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